An der Straße von Barby nach Schönebeck wurde auf dem Boden des Vorwerkes Döben der Ort Gnadau erbaut. Die Wohngebäude, Grünflächen und Wege der barocken Ortsanlage sind planmäßig angelegt: In der Mitte der "Gnaden-Aue" ist der Platz. An dessen Seiten befinden sich der Gemeinsaal (die "Kirche") mit dem Dachreiter, Wohnhäuser für Familien, die Brüder- und Schwesternhäuser sowie kleinere Handwerksbetriebe. Der Ort wird von einer fast quadratischen Allee umschlossen, die an jeder Seite reichlich 300 m lang ist, sodaß die gesamte Ortsfläche 100.000 qm beträgt. Der Gemeinsaal wurde 1780/81 in 14 Monaten erbaut. Große Fenster erhellen den schlichten weißen Betsaal mit Liturgustisch, Emporen, Logen und der pneumatischen Rühlmann-Orgel von 1891.

Die Buchdruckerei, der Verlag der Unitätsbuchhandlung und die Buchbinderei stellten jahrzehntelang die Herrnhuter Losungen her und vertrieben sie. Die jährlich erscheinenden "Losungen" sind ein seit 1731 herausgegebenes Andachtsbuch der Brüdergemeine mit ausgelosten Bibelversen. Sie werden derzeit in etwa 50 Sprachen übersetzt und verbinden weltweit viele Christen miteinander. Die deutschsprachige Auflage beträgt etwa 1 Million.

Am 1. August 1814 wurde mit der Mädchenanstalt die Arbeit der "Gnadauer Anstalten" begonnen. Im Laufe der Jahre gab es für Mädchen und Jungen, Kinder und Jugendliche viele verschiedenartige Ausbildungsmöglichkeiten, z.B. Grundschule, Haushaltsschule, Oberschule, Oberlyzeum, Lehrerinnenseminar, Internat, Vordiakonie, Ausbildungen für Kinderdiakoninnen und Katechetinnen. Auch der Kindergarten, das Altenheim und das Predigerseminar der Ev. Kirchen der Union waren etappenweise übernommene Aufgaben und machten den kleinen Ort weit bekannt.

Sehenswert ist auch der Gottesacker, der Friedhof der Brüdergemeine. Die gleichartigen Grabsteine weisen auf die Gleichwertigkeit aller Menschen vor Gott hin. Beerdigt wird in der Reihenfolge des Heimgangs jeweils auf der Schwestern- bzw. der Brüderseite.

Die kleinen würzigen Gnadauer Brezeln, eine Spezialität der Gnadauer Bäckereien, waren früher weit verbreitet, bekannt und begehrt.